Architektur ist Harmonie und Einklang aller Teile, die so erreicht wird, dass nichts weggenommen, zugefügt oder verändert werden könnte, ohne das Ganze zu zerstören.  

(Leon Battista Alberti, 1404-1472)

Die ehemalige Benediktiner Abteikirche „St. Peter und Paul“ in Königslutter, Kaiserdom genannt, gehört zu den bedeutendsten romanischen Baudenkmälern Deutschlands und war das erste Großgewölbe nördlich des Harzes. Er gilt als sächsisches Gegenstück zum salischen Dom in Speyer. Vorläufer des Kirchenbaus war ein Kanonissenstift. 1135 hob Kaiser Lothar III. das von seinen Vorfahren mütterlicherseits ererbte Kanonissenstift auf und berief einen Benediktinerkonvent aus dem Kloster Berge bei Magdeburg unter der Leitung von Abt Eberhard nach Lutter, dem späteren Königslutter. Zur gleichen Zeit legte der Kaiser an derselben Stelle, am Nordhang des Elms, den Grundstein für eine Kirche, die ihm, seiner Familie und seinen Nachkommen einerseits als Grablege dienen sollte, andererseits jedoch auch Ausdruck seines imperialen Machtanspruchs und christlichen Kaisertums sein sollte. Die aufwändige Bauskulptur des romanischen Kaiserdoms findet ihre Vorbilder in Oberitalien und wird eng mit dem Bildhauer Nicolaus (genannt: „von Ferrara“) verbunden.

Nach dem Tod  des Kaisers erfolgte die Fertigstellung der kreuzförmigen Pfeilerbasilika um 1170 durch Heinrich dem Löwen, dem Enkelkind des Kaiserpaares.

Im Mittelalter war Königslutter einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte in Norddeutschland. Alljährlich, am 29.Juni, dem Namenstag der beiden Kirchenpatrone Petrus und Paulus, machten sich Tausende von Pilgern auf den Weg, um am Fest der „Lutterschen Fahrt“ teilzunehmen. Bereits 1542 wurde jedoch durch Johannes Bugenhagen, Freund und Weggefährte Martin Luthers, die Reformation in Königslutter eingeführt. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts standen nach der Klosterordnung evangelische Äbte dem Kloster vor. Sie waren gleichzeitig Professoren der Theologie an der Universität Helmstedt. Zu den bedeutendsten unter ihnen zählt Johann Fabricius (Abt von 1701 bis 1729). Er wurde in der Stiftskirche beigesetzt. 1809 verlor das Kloster seine Unabhängigkeit. Auf dem ehemaligen Wirtschaftsgelände des Klosters wurde von 1861-1865 die Herzogliche Heil- und Pflegeanstalt, heute AWO-Psychiatriezentrum, errichtet. Sowohl der nördliche und westliche Kreuzgang, als auch das Refektorium der ehemaligen Klosteranlage sind bis heute erhalten. 1135 legten Kaiser Lothar und seine Gemahlin Richenza den Grundstein zum Gotteshaus und zum Kloster.

Der Kaiserdom, heute Eigentum der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, ist ein herausragendes Beispiel für die romanische Baukunst und Architektur. Prägend für den heutigen Eindruck des Innenraums ist die große Restaurierung von 1887 – 1894. Damals entstanden die Ausmalungen nach den Entwürfen des Nürnberger Architekten und Bauhistorikers August von Essenwein unter Berücksichtigung vorhandener mittelalterliche Reste.

Um Geschichte und Kultur hautnah für Kinder und Jugendliche erlebbar zu machen und ein Lernen mit allen Sinnen zu ermöglichen, hat sich der Kaiserdom seit 2010 als Außerschulischer Lernort mit unterschiedlichen Angeboten zu Religion, Geschichte, Kunst, Naturwissenschaften und Musik etabliert. Ein Kirchenraum als Klassenzimmer- das klingt nur auf den ersten Blick ungewöhnlich. In dieser besonderen Atmosphäre haben in der Vergangenheit schon viele Schülerinnen und Schüler aller Schulformen die Angebote wahrgenommen, um Geschichte und Kultur hautnah zu erfahren, ihre Vielfalt zu entdecken und sich kreativ zu entfalten.

Die fächerübergreifenden Kurse und Workshops zeichnen sich vor allem durch ihre handlungsorientierten Elemente aus. Im Vordergrund steht der Umgang mit dem besonderen Ort, dem Kirchenraum, in dem das entdeckende Lernen mit allen Sinnen erfolgt, neugierig macht und zum Lernen motivieren soll.

In den Angeboten des Außerschulischen Lernortes Kaiserdom orientieren sich die Inhalte an den in den Curricula beschriebenen Kompetenzen der jeweiligen Schulformen. Das Angebot ist auf die allgemein gültigen Lehrpläne des Landes Niedersachsen abgestimmt und deckt u.a. fachspezifische Unterrichtsinhalte in den Fächern Religion, Geschichte, Kunst, Biologie und Musik ab.